Haltungs- und Bewegungspädagogik für Musiker*innen und Bühnenkünstler*innen
Musikergesundheit und Musikphysiologie
Umfragen belegen, dass viele Berufsmusiker*innen und Student*innen mit folgenden Themen und Problemstellungen in ihrem Berufsalltag (Musikerleben) konfrontiert sind:
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Verspannungen und Schmerzen beim Üben und im Konzert
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Hemmungen im musikalischen Ausdruck
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Unzuverlässige Finger- bzw. Spieltechnik
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Überbelastung und Stress
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Mangelnder Übeerfolg
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Ergonomische Probleme am Instrument
→ mehr mit dem Halten und Stabilisieren als mit dem Spielen des Instruments beschäftigt sein
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Eingeschränkte Bewegungskontrolle, Zittern
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Ansatz-, Atem- oder Stimmprobleme
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Selbstzweifel
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Lampenfieber, Auftritts- und Bühnenangst
Die Dispokinesis
ist eine von dem Musiker und Physiotherapeuten G.O. van de Klashorst (1927-2017) entwickelte ganzheitliche Haltungs- und Bewegungsarbeit.
Sie ist ein Weg für Musiker/innen, ihre Freiheit zum künstlerischen Ausdruck wiederzuerlangen. Sie betrachtet die verschiedensten ‚Spielstörungen‘ und Musikerleiden als Ausdruck einer Hemmung, einer ‚Indisposition‘. Diese entstehen durch ungünstige oder künstliche Haltungs-, und Spielbewegungs-, Atmungs-, und Ansatzmuster, die unbewusst sind und sich auf Dauer negativ und unter Umständen gesundheitsschädlich auswirken können. Oft werden die Muster zusätzlich verstärkt durch ungünstige ergonomische Bedingungen.
Umgekehrt umschreibt ‚disponiert sein‘ die Erfahrung von Verfügbarkeit und Verlässlichkeit von Feinmotorik, Atemstütze, Ansatz, etc. im Dienste des musikalischen Ausdrucks.
Die Urgestalten von Haltung und Bewegung
bilden die Basis der dispokinetischen Arbeit. Dabei handelt es sich um einfache Übungen im Liegen, Vierfüßlerstand, Sitzen und Stehen. Die Aufmerksamkeit für den eigenen Körper wird geweckt, so dass sich ein verfeinertes, zur Ausdifferenzierung befähigtes Körper- und Bewegungsgefühl entwickeln kann. Somit stoßen die Urgestalten einen Bewusstwerdungsprozess an, durch den ungünstige Haltungs- und Bewegungsmuster selbst erkannt und geändert werden können. Dem Mensch wird so ermöglicht, zu seiner ureigenen ungehemmten Bewegungs- und Ausdrucksfähigkeit zurückzufinden. Die Auseinandersetzung mit den Urgestalten bildet die Grundlage für die darauffolgende Arbeit am Instrument.
Musiker helfen Musikern
Als Methode und Hilfe von Musikern für Musiker hat die Dispokinesis inzwischen einen festen Platz in der Musikphysiologie. Sie unterscheidet sich von anderen Körperarbeiten durch ihren direkten Bezug zum jeweiligen Instrument bzw. der Stimme und das Anbieten individueller Lösungsansätze.
Ebenso spielt der Aspekt der Prävention aus musikmedizinischer Sicht in der dispokinetischen Arbeit eine wichtige Rolle. Gewinnt doch das Bewusstsein sowohl für die Funktionalität des Instrumentalspiels als auch für die ganzheitlichen Aspekte der Haltungs- und Bewegungspädagogik für jeden Musiklehrer immer mehr an Bedeutung.
Spiraldynamik®
Die Spiraldynamik® basiert auf den anatomischen Grundlagen der menschlichen Haltungs- und Bewegungskoordination. Sie geht von der Spirale als Grundprinzip der menschlichen Bewegung aus, die sich auch als Muster in der Anatomie und in den Strukturen des menschlichen Körpers wiederfindet. Die Spirale definiert sich als eine dreidimensionale Bewegung z. Bsp. zwischen Kopf und Becken, Becken und Fuß oder Schulter und Hand.
Aktivitäten wie Laufen, Gehen, Werfen und Greifen bestehen aus dreidimensionalen Bewegungsabläufen, bei deren Ausführung sich einzelne Körperteile spiralig ver- oder entschrauben.
Beschwerden im Bewegungssystem wie Verspannungen, Schmerzen oder Verschleiß entstehen häufig durch Abweichungen von den natürlichen Bewegungsabläufen.
Die Spiraldynamik® versteht sich als „Gebrauchsanweisung für den eigenen Körper“. Gesunde und sinnvolle Haltung und Bewegung von Kopf bis Fuß wird in der Einzelberatung verständlich, erfahrbar und erlernbar gemacht . Somit ist der Klient aktiv an der Ursachenforschung und an der Behandlung von Schmerzen beteiligt.
Ziel ist, die gemachten Erfahrungen in den Alltag zu integrieren, um Fehlbelastungen, Schmerz und Verschleiß gezielt vorzubeugen und den Umgang mit sich selbst bewusster zu gestalten.
Die Spiraldynamik® als Methode eignet sich für fast alle Beschwerden des Bewegungssystems wie z.B.
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Verspannungen in Nacken und Kiefer
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Rückenschmerzen
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Schultergelenksschmerzen
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Hüftgelenksschmerzen
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Knie- und Fußbeschwerden
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Beschwerden beim Sitzen, Stehen, Gehen
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etc.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass sich Dispokinesis und Spiraldynamik® hervorragend ergänzen. Beide Körperarbeiten basieren auf der funktionellen Anatomie des Menschen und den ihm von der Natur mitgegebenen Haltungs- und Bewegungsprinzipien.
Während die Spiraldynamik® den Fokus eher auf die biomechanischen Aspekte von Körperhaltung und Bewegung legt, berücksichtigt die Dispokinesis in besonderem Maße die sensomotorischen und psychomotorischen Aspekte von Haltung und Bewegung in Bezug auf die Befreiung des musikalischen Ausdrucks.